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Beziehung Familiengeschichten

Nein! Widerstand leisten ist zweckvoll (3. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira einen Brief über Kinder, die Nein sagen und Widerstand leisten. Kinder wollen manchmal etwas anderes als Eltern.
In diesem dritten Brief spricht Alexandra über den Widerstand von Mira, über ihren eigenen Widerstand, und über die Herausforderung, Mira zu führen. Wie kann Alexandra Mira trotz Widerstand führen?
Wenn Mira (5 Jahre) die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr den Brief, den sie schon heute schreibt, geben.
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Liebe Mira,
„Nein“ hast Du heute Morgen zu mir gesagt. Du wolltest Dich weder waschen noch anziehen, Du wolltest spielen! Ich habe gesagt: „Ziehe Dich bitte an, damit wir in den Kindergarten gehen können.“
Ich als Mama muss/ darf/ will

  • pünktlich sein
  • arbeiten

Du als Tochter willst

  • spielen, also lernen und zwar
  • JETZT!

Ich war sauer, weil Du Dich in Dein Kinderzimmer gesetzt hast und nichts gemacht hast. Du warst sauer, weil ich etwas von Dir wollte, was Du jetzt gar nicht wolltest.
So geht es mir manchmal und Dir auch. Was Du willst, will ich nicht und umgekehrt. Das haben wir gemeinsam!

Wie kann ich Dich als Mama führen, wenn Du nicht geführt werden willst?

Nachdem wir, später als ich wollte, und früher als Du wolltest, im Kindergarten waren, habe ich ein Rollenspiel im Kindergarten beobachtet. „Hiergeblieben, ich verhafte Dich“, sagte der Polizist Tim zum Räuber Ben. Ben grinste und lief weg, Tim verfolgte Ben und hatte Spaß, weil Tim nicht hier bleiben wollte und sich jagen lassen wollte.
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Bevor ich Dich führe, brauchst Du vielleicht etwas ganz anderes von mir?

  • Ein Spiel? Wir spielen, wer was will. Wir spielen nicht, Du machst, was ich Dir sage. Du bist mir wichtig, und ich bin Dir wichtig, deswegen will ich wissen, was Du willst und Du willst wissen, was ich will.
  • Ich will mir Deine Wünsche und Ideen anhören, habe aber am Morgen nicht so viel Ruhe zum Zuhören. Kannst Du es mir heute Nachmittag/ Abend erzählen?
  • Ich lasse Dich 5-10 Minuten mit Deinen Stofftieren spielen (dabei warst Du gerade), und danach gehst Du in das Bad zum Waschen.

Was mache ich, wenn Du dann immer noch nicht bereit bist? Warum hilfst Du nicht mit?

Du möchtest mitteilen, was Dir wichtig ist. Gestern hast Du schon so viel gemacht, was andere wollten, (ich vergesse das manchmal) und jetzt möchtest Du endlich tun können, was Du willst. Du übst für den Tag, an dem Du Dein eigener Chef bist.
Jetzt leben wir noch in einer Familie. Irgendwann hast Du Dein eigenes Leben. Du hast eine Meinung, Papa hat eine Meinung, und ich habe eine Meinung. Deswegen geht es manchmal nach Deinem Kopf, manchmal nach Papas, manchmal nach meinem und manchmal nach keinem unserer Köpfe.
Wenn wir also mal wieder eine dieser Situationen erleben, in denen keiner von uns will, was der andere will, frage ich mich:

  1. Was willst Du? Was will ich?
  2. Wie kann ich Dich führen? (mit dem Ziel, dass Du Dich eines Tages ganz selbst führst)

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Manchmal tröstet es Dich schon, wenn ich sehe, dass Du gerade nicht willst, was ich will. Wenn Du immer wieder Gelegenheiten hast, in denen Du frei spielen kannst, so wie Du willst, lässt Du Dich auch wieder von mir führen.
An manchen Tagen wird das gelingen und an manchen Tagen werde ich mir wünschen, dass es gelingt. Dann brauche ich Deine und meine Geduld.
In Liebe,
Mama
 

Willst Du mehr von Mira und Alexandra erfahren?

Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Miteinander reden und Leben lernen (2. Brief an die Tochter)

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)