Als unser Umzug als Familie noch nicht abgeschlossen war und unsere Geduld langsam ausging, wurden wir in der Großfamilie bemitleidet: „Oje, ihr habt noch Kisten im Wohnzimmer.“ Unsere nutzbare Wohnungsfläche wuchs also allmählich (im Gegensatz zu den Stofftierbergen, die täglich im Wohnzimmer expandierten) und irgendeine Baustelle findet sich immer.
Nach unserem Umzug habe ich wieder einmal erfahren, dass alles ganz langsam gehen darf, und Tage inmitten von Kisten ein Paradies für Kinder sein kann. Die Erwachsene in mir, die schnell etwas beenden will, lässt sich auf die Langsamkeit ein und übersieht vieles mit Tunnelblick. Auch wenn mir manchmal jemand schmeichelt und meine Geduld lobt, könnte ich jeden Tag auch genau das Gegenteil beweisen.
- Warum werde ich als Mama so ungeduldig?
- Warum auch die Ungeduld liebenswert ist?
- Haben wir und unsere Kinder manchmal mehr Geduld als uns bewusst ist?
- Wie finde ich schnell Geduld, wenn ich sie brauche?
Geduldig sein bedeutet mehr zu SEIN als zu TUN und genau darin besteht für mich die Herausforderung: Geduld mit sich und mit anderen haben. Meine Ungeduld bringt mich immer wieder dazu, mich zu ärgern oder unruhig zu sein. Was hat denn das mit einem Umzug zu tun?
Spiel mit der Geduld: Möbel mit Kind zusammen aufbauen
Möbel zusammen aufzubauen ist ein Geduldsspiel und ein Spiel mit dem echten Leben. Kinder ahmen uns Eltern nach, „messen“ Wände aus, lernen Werkzeug kennen: „Mama, ich brauche den Inbusschlüssel.“ Sie trainieren ihre Hand-Hand-Koordination und ihre Auge-Hand-Koordination, die sie zum Schreiben brauchen. Wenn da nur nicht die Ungeduld wäre… Kinder wollen etwas selbständig erleben und wir Eltern wollen oft ein Ergebnis sehen oder etwas beenden. Kinder werden ungeduldig, weil sie auf den Inbusschlüssel warten sollen oder weil etwas nicht klappt.
Spiel mit der Geduld: Matschküche im Garten
Unsere Matschküche haben wir uns vom Blog „Geborgen wachsen“ abgeschaut. Auch Dani hat bei „Glucke und so“ schon ein schönes Modell aus einer Gartenbank gezaubert. In der Matschküche spielen Kinder frei und entwickeln auch ohne Vorgaben Ideen, was wie benutzt werden kann. Beim Aufbau erleben Kinder den Prozess, sie erfahren, dass etwas selber bauen dauert und dass man warten muss, bis es fertig ist, sie spielen mit der Geduld.
So schön das klingt, es dauert, gemeinsam Möbel aufzubauen und nicht selbst in einer Nacht- und Nebel-Aktion ohne Kind zu tun. Wie versöhnen wir Eltern uns mit unserer eigenen Ungeduld und wie leben wir Geduld vor?
Warum ich ungeduldig bin
Ich habe einen Plan in meinem eigenen Tempo und in meinem eigenen Rhythmus und der wird durchkreuzt, vom Tempo und Rhythmus meiner Tochter. Wenn ich etwas schnell abschließen möchte, werde ich ausgebremst oder ich will etwas in Ruhe beenden und Toto ganz schnell. Aus Totos Perspektive geht es ihr mit mir genauso – ihr Rhythmus und ihr Tempo treffen auf meinen Rhytmus und auf mein Tempo. Crash!
Warum auch die Ungeduld liebenswert ist
Wenn wir Menschen aber gar nicht ungeduldig wären, würden wir nichts beschleunigen wollen. Wir könnten unendlich lang warten und würden Dinge hinnehmen, wie sie sind, auch wenn wir sie ändern können.
Geduldige Eltern und geduldige Kinder
Manchmal vergessen wir, wie geduldig wir in manchen Situationen sind. Wir tauchen ein in die Welt der Kinder, schauen unseren Kindern beim Spiel zu und lassen sie ausprobieren. Die geduldigen Kinder versuchen aufzustehen, scheitern und versuchen es erneut oder geben nicht auf, die Funktion von Gegenständen zu untersuchen.
Wie ich manchmal schnell Geduld finde
Dringende und wichtige Aufgaben planen
Was ist dringend? Was ist wichtig? Wichtig ist uns Eltern (vor und nach einem Umzug) vieles – aber was ist wirklich dringend? Was kann warten? Ein Zeitplan mit Pausen und Zeitpuffern fördert meine Geduld, damit nicht alles sofort und schnell erledigt werden muss.
Langer Atem
Im Jetzt bin ich geduldig, wenn ich sofort alles verlangsame. Wie? Egal, bei mir funktioniert lange ausatmen ganz gut. Oder genug Zeit einplanen und in Ruhe handeln, trotz Angst, die Zeit zu „verlieren.“ Es dauert manchmal weniger lang als befürchtet.
Das Spiel mit der Geduld
Wenn ungeduldige Kinder, die wachsen, Hunger und Durst haben oder das Bedürfnis nach körperlicher Nähe, ist es sinnvoll, die Bedürfnisse bald zu erfüllen. Wenn wir ungeduldigen Eltern einen Termin haben, können wir uns zwar genügend Zeit einplanen, aber nicht ausdauernd mit unseren Kindern jede Bordsteinkante entlang balancieren. Aber müssen wir bei jeder Ungeduld etwas tun?
Ich habe mir vorgenommen, in die To-Do Liste mehr „To be“ einzustreuen und öfter mal mit der Geduld zu spielen: da SEIN und wenig TUN, dem Geduldsmuskel zuliebe.
Wie findet ihr Geduld, wenn ihr sie nicht habt, aber braucht?