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Familiengeschichten

Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Wenn Du unsere erste Familiengeschichte gelesen hast, kennst Du schon Mira, die fünfjährige Tochter unserer erfundenen Familie. Heute beginne ich mit den Briefen von Miras Mama Alexandra an ihre Tochter.
Im ersten Brief spricht Alexandra über Eltern, die drohen. Wir Eltern drohen Kindern, weil wir wollen, dass sie etwas tun, was wir selbst wollen, die Kinder aber nicht.
Wenn Mira (5) die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr den Brief, den sie schon heute schreibt, geben.ideas4parents-familie-kinder-eltern-angst-drohen-tipps-1.png

Liebe Mira,

auf dem Sportplatz war heute ein Papa, der mit seinem Sohn geschimpft und ihm gedroht hat. Warum ich Dir das erzähle? Ich als Mama oder vielleicht auch andere Mamas oder Papas beobachten das auch an sich selbst…

Was Papa gesagt hat

Papa und Sohn spielten zusammen Fußball. Ich nenne den Papa Christian und den Sohn Max. Christian sagte Sachen, wie „Du musst schneller reagieren.“ „Nimm‘ den Ball anders, so funktioniert es nie.“ „Wenn Du keine Lust zum Fußball spielen hast, melde ich Dich im Verein ab.“

Was Christians und Max‘ Körper gesagt haben

Als ich dem Sohn Max in die Augen geschaut habe, schauten die nach unten und seine Schultern hingen Richtung Erde, er sah traurig aus. Christians Augen verengten sich, vielleicht grummelte auch sein Bauch. Christian war wütend, aber vielleicht war er auch noch traurig und vielleicht hatte er sogar Angst. Denn er wollte Max etwas zeigen, aber so funktionierte es nicht. Es entmutigte den Sohn und Max fühlte sich eher schwach als stark (zumindest sprach sein Körper so). Christian fühlte sich müde, auch wenn er es vielleicht nicht zugeben wollte oder bemerkte. Der Papa ließ den Oberkörper immer wieder nach vorne hängen. Was Christian auch versuchte, Max konnte nicht so spielen, wie es sich Papa vorstellte…
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Du Mira warst auf der Schaukel und riefst voller Begeisterung „höher“ und „Yippie.“ Der Papa schaute zu Dir rüber und wurde leiser. Plötzlich änderte sich seine Stimmung. Er hörte auf, zu schimpfen und sagte zu seinem Sohn: „So macht es Spaß.“ Die Augen seines Sohnes weiteten sich wieder und schauten nach vorne, das Spiel war wieder mehr ein Spiel als eine Predigt. Zuerst fand ich die Situation traurig, denn manchmal drohe auch ich, wenn…

  • ich keine Ideen mehr habe.
  • mir etwas wichtig ist.
  • ich etwas will, Du aber etwas anderes.
  • das, was ich sehr wichtig finde, Dir so gar nicht wichtig ist. Das macht mir Angst.

Als ich erlebt habe, wie Du Papa Christian mit Deiner Begeisterung ansteckst, habe ich mich wieder leichter gefühlt.
Ich weiß nicht, ob der Sohn gerne Fußball spielt oder nur seinem Vater zuliebe, damit Christian Max Aufmerksamkeit schenkt.
Was ich weiß ist, dass der Vater etwas über sich erzählt hat. Er hat gezeigt, dass es Freude macht, mit dem Sohn zu spielen, ohne zu bewerten, wie gut oder schlecht der Sohn in seinen! Augen spielt. Er hat ihm nur gesagt, dass es so, wie es ist, Spaß macht. Dadurch lief das Spiel anders.
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Warum erwartet Christian etwas von Max? Was meinst Du?

  • Christian ist gern Lehrer und möchte anderen etwas lernen.
  • Er will Max fordern, damit aus ihm ein Kämpfer im Leben wird.
  • Papa will es perfekt machen, das will er auch von Max!
  • Oder der Papa von Christian, also der Opa von Max hat auch viel von ihm erwartet. Christian macht es jetzt genau so.

Hast Du eine andere Idee, Mira?

Warum Max wohl traurig scheint?

  • Er mag es nicht, wenn Papa seinetwegen enttäuscht ist.
  • Er hat viele Freunde im Verein, die er nicht verlieren mag.
  • Irgendwie will er schon Fußball spielen, aber heute klappt es einfach nicht…

Was meinst Du, Mira? Fällt Dir noch etwas ganz anderes ein?
Als Mama erwarte ich auch so manches und manchmal merke ich nicht, dass ich etwas von Dir oder von Papa erwarte! Dann fange ich an zu drohen, weil ich Angst habe, dass etwas passiert, was ich nicht will oder Angst, dass etwas nicht passiert, was ich mir wünsche. Verzeih‘ mir bitte.

In Liebe,

Mama

5 Antworten auf „Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)“

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