Mein Kind ist schüchtern. Wie zeigt sich, dass mein Kind schüchtern ist? Hat es dadurch Nachteile im Leben? Wie kann ich mein Kind begleiten, so dass es stark durchs Leben geht?
Tendenzen bei schüchternen Kindern
- Sie verhalten sich in neuen Situationen zunächst abwartend.
- Die Kinder beobachten viel, sind häufig aufmerksam und rücksichtsvoll.
- Früh beginnen sie, über sich selbst nachzudenken.
- Oft bekommen sie mit, wie es anderen geht.
Schüchtern sein…
bedeutet, unter neuen Menschen, bei Menschen, die man lange nicht gesehen hat und in neuen Situationen beobachtend abzuwarten. Schüchternheit kann ein Teil der Persönlichkeit oder durch ein Ereignis ausgelöst worden sein.
Wer schüchtern und introvertiert ist, ist nicht nur zurückhaltend, sondern kann auch ganz gut allein sein und hat nicht immer ein Bedürfnis, sich mitzuteilen. Es gibt aber auch extrovertierte Kinder, die sich sehr gerne mitteilen, aber zunächst schüchtern sind.
Vorurteile gegenüber schüchternen Kindern
- Sie sind zu sensibel.
- Die Kinder bekommen nicht, was sie sich wünschen.
- Sie warten nur ab und handeln nicht.
Ist das so? Oder wollen sie sich zunächst orientieren und genau beobachten, bevor sie handeln?
Wie Erwachsene manchmal auf schüchterne Kinder reagieren
Du brauchst doch nicht schüchtern sein…
sagt die Ärztin in der Praxis zu meiner Tochter. Ziehen sich Kinder in so einer Situation nicht noch mehr zurück? Ich habe es auch schon anders erlebt. Ein Arzt geht mit freundlicher Distanz auf die Tochter zu und gewinnt langsam ihr Vertrauen.
Sag doch mal Hallo und gib die Hand
Wenn mein Kind nichts sagt oder die Hand nicht schütteln will, reagiert es nicht, wie man es sozial erwartet. Damit andere Menschen nicht beleidigt sind, kann ich als Erwachsener die Begrüßung übernehmen und meinem Kind vermitteln, dass es sich zunächst in der neuen Umgebung und mit den Menschen vertraut machen darf.
Spiel doch mal mit den anderen Kindern
Introvertierte, schüchterne Kinder orientieren sich gern in neuen Umgebungen und bei anderen Menschen. Sie beobachten viel, bevor sie etwas tun. Auf einem Kindergeburtstag oder in der Kita kann es schon sein, dass das Kind lieber beobachtet als sofort mit anderen zu spielen. Habe ich als Bezugsperson, Mama oder als Papa die Geduld und das Vertrauen, dass mein Kind die Situation gestaltet, integriert es sich auf seine Art in die neue Gruppe.
Zuhause bist Du laut, aber bei anderen…
Schüchterne Kinder sind Zuhause oft gar nicht schüchtern, sie machen Lärm und genießen es laut sein zu dürfen. Vielleicht probieren sie aus, was sie sich draußen (noch) nicht trauen oder weil ihnen da nicht danach ist. Welcher Erwachsene ist dabei, mitzutoben? Kinder genießen es dann sehr, zusammen laut zu sein.
Ich glaube, das kannst du noch gar nicht
Kinder finden immer wieder selbst heraus, dass manches nicht so klappt, wie sie es sich wünschen. Vorsichtige Kinder wollen nicht hören, dass sie etwas noch nicht können. Denn sie wägen oft sehr gut ab, ob sie sich etwas zutrauen.
Utopie: wie Erwachsene ihre (schüchternen) Kinder stark machen
- Sie beobachten ihr Kind, wie es ist und was es tut, ohne es zu bewerten und in eine Kategorie einzuordnen. Natürlich haben wir alle unsere persönlichen Tendenzen, aber in unterschiedlichen Situationen verhalten wir uns auch zurückhaltend oder eben nicht.
- Erwachsene gestehen ihren Kindern zu, dass sie sich in ihrem Rhythmus einer neuen Sitation annähern. Drängen verschärft den Rückzug meistens.
- Wir sprechen nicht von „schüchtern sein“, sondern begleiten nur, was wir tatsächlich im Augenblick wahrnehmen: „Du möchtest Dich jetzt umsehen.“
- Eltern geben ihren Kindern Eigenverantwortung, wenn sie ihnen etwas zutrauen. Das können kleine Aufgaben sein, etwa wie „schneide bitte Brot für uns auf“ und Impulse von Kindern, etwas selbständig zu tun, so weit wie möglich aufgreifen.
- Wenn Kinder an Entscheidungen beteiligt werden und nach ihrer Meinung gefragt werden, ohne sie damit zu überfordern, stärkt sie das. Wenn Eltern Verantwortung für etwas haben, führen sie und geben den Kindern damit Orientierung und Sicherheit.
- In neuer Umgebung kann eine vertraute Person helfen, sich einzufinden. Im Kindergarten oder in der Schule können Eltern ein Treffen mit einem Kind, vielleicht sogar vor dem Start in der Einrichtung, organisieren.
- In Rollenspielen können sich Kinder anders erleben und neue Eigenschaften an sich selbst entdecken. Im Spiel mit Handpuppen oder beim Verkleiden experimentieren sie mit verschiedenen Stimmen und Charakteren.
Schüchtern sein ist ein Begriff für verschiedene Eigenschaften, die bei Kindern unterschiedlich ausgeprägt sein können. Was Erwachsene tun können, ist ihr Kind zu begleiten, damit es sich und andere kennen lernt und stark seinen eigenen Weg geht, mal alleine und mal zusammen mit anderen.
Welche Erfahrungen hast Du mit dem Label „schüchtern“ gemacht? Du hast Ideen, wie Eltern beobachtende Kinder in einer lauten Welt begleiten können? Wir freuen uns, wenn Du sie teilst.
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