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Beziehung Familiengeschichten

Ich will keine Veränderung! (6. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira (5 Jahre) wieder einen Brief, dieses Mal über Veränderungen im Leben, die uns Angst machen, aber auch neugierig machen können.
Wenn Mira die Lust zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe geben.
Liebe Mira,
Du verstehst nicht, warum eine Deiner Freundinnen im Kindergarten bleiben will und nicht in die Schule gehen will, denn Du selbst bist schon so neugierig! Was Deine Freundin kennt, ist ihr vertraut und sie fühlt Dich wohl damit. Sie will es nicht verlieren. Wer weiß, ob es in der Schule auch so ist, wie im Kindergarten, ob man dort auch so schön spielen und lernen kann? Ob sie dort neue Freunde findet? Irgendwann wird es Deiner Freundin langweilig im Kindergarten werden, aber jetzt ist ihr der Kindergarten bekannt und vertraut. „Vielleicht ist es in der Schule total blöd“ hat sie Dir erzählt.
Veränderung und neue Orte machen auch mir Angst, Mira. Angst, dass ich mich an dem neuen Ort unsicher fühle oder dass ich von anderen Menschen enttäuscht werde.
Dann hilft es mir, wie bei einer Reise einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
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Alles auf einmal ist viel zu viel, da verliere ich den Mut. Schritt für Schritt, ganz genau so, wie Du Laufen gelernt hast. Zuerst hast Du Dich hochgezogen, irgendwann bist Du an den Möbeln entlanggelaufen und irgendwann losgelaufen. Dazwischen bist Du umgefallen, aber Du bist immer wieder aufgestanden und wolltest laufen. Deine Freundin hat es doch auch geschafft, obwohl Laufen auch für sie ganz neu war!
Ich wünsche Dir Kraft und Mut für alles, was sich in Deinem Leben ändert, dass Dich Deine Neugierde an verschiedene Orte bringt, und dass Du gespannt bist auf neue Menschen!
In Liebe,
Mama
 

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Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Miteinander reden und Leben lernen (2. Brief an die Tochter)

Nein! Widerstand leisten ist zweckvoll (3. Brief an die Tochter)

Es tut nicht weh und wenn doch? (4. Brief an die Tochter)

Das Schweigen der Mama (5.Brief an die Tochter)

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

 

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Das Schweigen der Mama (5. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira (5 Jahre) wieder einen Brief, dieses Mal über Mamas, die schweigen. Schweigen bedeutet nicht zu wissen, was man sagen soll oder etwas nicht sagen wollen.
Wenn Mira die Lust zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe geben.

Liebe Mira,

als Du die Schuhe mit Erde ins Wohnzimmer gestellt hast, habe ich zunächst geschwiegen, denn ich hatte Dir gerade gesagt, dass Du die Schuhe bitte auf dem Balkon lassen sollst, damit sich die Erde nicht überall in der Wohnung verteilt.
Ich war traurig und verärgert, weil Du mir nicht zuhörst oder eben das machst, was Du willst und nicht das, was ich will.
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Mein Schweigen hat Dir nicht gefallen, Mira. Du wolltest plötzlich wieder die Wände anmalen, wobei Du das schon lange nicht mehr tust und Du wolltest, dass ich etwas sage!
Da fiel mir ein, wie es war, als Oma, also meine Mama, geschwiegen hat und dass mir das als Kind Angst gemacht hat. Wenn jemand in einer Unterhaltung schweigt, weiß er nichts dazu oder er will nichts dazu sagen. Als Oma nichts sagen wollte, habe ich mich mies gefühlt. Ich wusste nicht, was es bedeutet. Stell Dir vor, heute habe ich selbst geschwiegen, obwohl ich weiß, wie ätzend das ist! Entschuldige Mira!
Manchmal schweigst auch Du Mira, wenn Du etwas nicht weißt oder wenn Du nicht reden willst.
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Wenn wir uns lange anschweigen, werden wir uns fremder und davor habe ich Angst.
Was ist denn eigentlich passiert? Bin ich verärgert, verletzt oder weiß ich gerade nicht weiter?

Wenn ich Dir das nicht sage, mache ich vielleicht später aus einer Mücke einen Elefanten (eine kleine Sache regt mich sehr auf), und Du bist überrascht, weil mich irgendeine Kleinigkeiten so aufregt. Du siehst, es hat nichts mit Dir zu tun, aber mit mir!

Wenn ich mal wieder schweige, bin ich gerade nicht mutig genug, Dir zu zeigen, was in mir vorgeht oder ich will nicht zugeben, dass ich gerade nicht weiter weiß. Ich arbeite daran, mutig genug zu sein.

In Liebe,
Mama
 

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Nein! Widerstand leisten ist zweckvoll (3. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira einen Brief über Kinder, die Nein sagen und Widerstand leisten. Kinder wollen manchmal etwas anderes als Eltern.
In diesem dritten Brief spricht Alexandra über den Widerstand von Mira, über ihren eigenen Widerstand, und über die Herausforderung, Mira zu führen. Wie kann Alexandra Mira trotz Widerstand führen?
Wenn Mira (5 Jahre) die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr den Brief, den sie schon heute schreibt, geben.
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Liebe Mira,
„Nein“ hast Du heute Morgen zu mir gesagt. Du wolltest Dich weder waschen noch anziehen, Du wolltest spielen! Ich habe gesagt: „Ziehe Dich bitte an, damit wir in den Kindergarten gehen können.“
Ich als Mama muss/ darf/ will

  • pünktlich sein
  • arbeiten

Du als Tochter willst

  • spielen, also lernen und zwar
  • JETZT!

Ich war sauer, weil Du Dich in Dein Kinderzimmer gesetzt hast und nichts gemacht hast. Du warst sauer, weil ich etwas von Dir wollte, was Du jetzt gar nicht wolltest.
So geht es mir manchmal und Dir auch. Was Du willst, will ich nicht und umgekehrt. Das haben wir gemeinsam!

Wie kann ich Dich als Mama führen, wenn Du nicht geführt werden willst?

Nachdem wir, später als ich wollte, und früher als Du wolltest, im Kindergarten waren, habe ich ein Rollenspiel im Kindergarten beobachtet. „Hiergeblieben, ich verhafte Dich“, sagte der Polizist Tim zum Räuber Ben. Ben grinste und lief weg, Tim verfolgte Ben und hatte Spaß, weil Tim nicht hier bleiben wollte und sich jagen lassen wollte.
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Bevor ich Dich führe, brauchst Du vielleicht etwas ganz anderes von mir?

  • Ein Spiel? Wir spielen, wer was will. Wir spielen nicht, Du machst, was ich Dir sage. Du bist mir wichtig, und ich bin Dir wichtig, deswegen will ich wissen, was Du willst und Du willst wissen, was ich will.
  • Ich will mir Deine Wünsche und Ideen anhören, habe aber am Morgen nicht so viel Ruhe zum Zuhören. Kannst Du es mir heute Nachmittag/ Abend erzählen?
  • Ich lasse Dich 5-10 Minuten mit Deinen Stofftieren spielen (dabei warst Du gerade), und danach gehst Du in das Bad zum Waschen.

Was mache ich, wenn Du dann immer noch nicht bereit bist? Warum hilfst Du nicht mit?

Du möchtest mitteilen, was Dir wichtig ist. Gestern hast Du schon so viel gemacht, was andere wollten, (ich vergesse das manchmal) und jetzt möchtest Du endlich tun können, was Du willst. Du übst für den Tag, an dem Du Dein eigener Chef bist.
Jetzt leben wir noch in einer Familie. Irgendwann hast Du Dein eigenes Leben. Du hast eine Meinung, Papa hat eine Meinung, und ich habe eine Meinung. Deswegen geht es manchmal nach Deinem Kopf, manchmal nach Papas, manchmal nach meinem und manchmal nach keinem unserer Köpfe.
Wenn wir also mal wieder eine dieser Situationen erleben, in denen keiner von uns will, was der andere will, frage ich mich:

  1. Was willst Du? Was will ich?
  2. Wie kann ich Dich führen? (mit dem Ziel, dass Du Dich eines Tages ganz selbst führst)

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Manchmal tröstet es Dich schon, wenn ich sehe, dass Du gerade nicht willst, was ich will. Wenn Du immer wieder Gelegenheiten hast, in denen Du frei spielen kannst, so wie Du willst, lässt Du Dich auch wieder von mir führen.
An manchen Tagen wird das gelingen und an manchen Tagen werde ich mir wünschen, dass es gelingt. Dann brauche ich Deine und meine Geduld.
In Liebe,
Mama
 

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Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

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Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)