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Beziehung Familiengeschichten

Eltern voller Ärger – gelassen bleiben oder werden

Eltern sind manchmal voller Ärger: die Nacht war kurz, die Kinder machen sich am Morgen nicht fertig, die Arbeit stapelt sich und die Großeltern kritisieren, wie der Erziehungsladen läuft. Wie schön wäre es, gelassen bleiben zu können trotz Ärger. Denn Ärger ist einfach da.

Zeit anhalten und atmen

Auch wenn wir die größte Energie haben, ist es eine gute Idee, abzuwarten und auszuatmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir anders reagieren als wir wollen, ist bei Ärger sehr groß.

Perspektive wechseln

Warum machen sich die Kinder am Morgen nicht fertig? Wollen sie spielen, brauchen sie eine Pause, sind sie einfach gerne zu Hause, weil Du als Mama oder als Papa ganz ok bist?…

Warum stapelt sich die Arbeit? Liegt es an der Organisation, an der Perfektion oder am nicht Nein sagen können?…

Warum kritisieren die Großeltern die Begleitung der Kinder? Liegen Ihnen die Kinder am Herzen, haben sie ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und zählt dafür in ihren Augen eine Erziehung mit viel Disziplin?…

Es gibt viele Seiten einer Geschichte.

Die eigene Beziehung zum Ärger

Als Kinder sollten wir Eltern uns nicht ärgern. Wir hatten Angst, dass unsere wichtigsten Bezugspersonen uns dann nicht mehr mögen. Wir sollten uns zusammenreißen oder nicht so „ungezogen“ sein. Zu unseren Kindern sagen wir, dass sie „herunterfahren“ und ruhig werden sollen. Oder zählst Du zu einem seltenen Exemplar, das seinem Ärger Luft machen durfte und auch gelernt hat, den Ärger mit seinen Reaktionen zu steuern?

Wer Ärger spürt, hat zunächst viel Energie. Diese Energie kann so groß sein und entlädt sich bei Eltern oft anders als gewünscht. Wir reagieren über, wir sagen Sachen, die wir lieber nicht gesagt hätten und wir verletzen Menschen, die uns am Herzen liegen.

Mehr als Ärger

Oft mischen sich Gefühle. Ärger ist „einfacher“ als Angst oder Traurigkeit.

 

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Selbst wenn wir vor etwas Angst haben oder verletzt sind, sind wir oft auch verärgert und wollen von der Angst oder der Verletzung nichts wissen. Ärger rückt Angst und Verletzung in den Hintergrund, lässt uns stark sein, wenn wir etwas hilflos sind. Natürlich kann es auch sein, dass wir traurig sind, weil wir „gelernt“ haben, dass wir andere Menschen verletzen, wenn wir verärgert sind, also trauen wir uns nicht mehr verärgert zu sein. Dabei ist Ärger nur ein Hinweis, dass jemand oder eine Situation dazu beiträgt, dass sich eines unserer Wünsche oder Bedürfnisse nicht erfüllt.

Wer verärgert ist und schnell reagiert, handelt oft anders als er könnte. Nur den Ärger zu unterdrücken, ist als ob wir uns von unserer eigenen Energie schützen müssen. Was machen wir also mit unserem Ärger als Eltern?

Der 3 Schritte Prozess

1) 5 Sekunden SEIN: Den Ärger mit seiner ganzen Energie spüren ohne Ablenkung und zunächst ohne Reaktion ausatmen.

2) 5 Sekunden DENKEN: Kären, was wir wollen und was unsere Kinder wollen.

3) 5 Sekunden HANDELN: Wählen, was wir sagen oder was wir tun.

Ärger ist niemals falsch. Ärger ist einfach da und ein Hinweis für das, was wir brauchen, vermissen oder wovor wir Angst haben. Wir werden scheitern und schnell auf unseren Ärger reagieren. Aber wir haben in der Familie immer wieder die Gelegenheit, zu lernen, nicht sofort zu reagieren. Wir können den ersten Anflug von Ärger fangen und pflegen wie einen kostbaren Schatz. Denn Ärger gibt uns viel Energie.


 

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Allgemein

Vertrauen in der Familie

Einführung einer kleinen Familie

Darf ich unsere kleine erfundene Familie vorstellen? Michael, der Vater, 35 Jahre alt, Alexandra, die Mutter, 34 Jahre alt und ihre Tochter Mira, 5 Jahre alt, die zusammen in einer kleinen Stadt, in einer Wohnung mit Garten leben. Wie erfahren diese Familienmitglieder Vertrauen und wie schenken sie Vertrauen in ihrem Alltag?
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Kann Alexandra Mira vertrauen?

Mira hat ihre Wand lila, rot und gelb angemalt. Alexandra ist sauer: „Du weißt, dass Du die Wand nicht anmalen sollst. Warum hast Du sie angemalt?“ Mira: „Das war ich nicht, das war Carla.“ (eine Freundin, die vor kurzem da war). Alexandra war verstört. Nicht nur, dass Mira leugnet, was sie getan hat, sie verrät ihre Freundin und lügt ganz offensichtlich! Warum macht meine Tochter das? Wie kann ich ihr vertrauen? Was habe ich falsch gemacht, dass das passiert?
Ist es möglich, dass Alexandra die Situation so interpretiert? Kinder wollen Spaß haben, entdecken und vergessen dabei Regeln. Lügen ist ein Hinweis für die Entwicklung der Kinder und ein Experimentierfeld, um Werte im Leben zu finden und um herauszufinden, was in Beziehungen zählt.

Kann Alexandra dem Leben trauen?

Alexandras Tag ist chaotisch: Ihr Laptop stürzt ab, ihr Massagetisch schimmelt, ihre eigene Mama ist sauer auf sie und ihre Tochter Mira spielt mit einer Freundin verstecken im Kleiderschrank, in dem sie Tomaten essen. Warum passiert das alles an einem Tag? Alexandra könnte dagegen ankämpfen, aber es war alles schon geschehen. Sie könnte dem Leben misstrauen oder sie könnte sich daran erinnern, dass die sogenannten schlechten Umstände sich manchmal in etwas Tolles verwandeln können, auch wenn sie sich das jetzt gar nicht vorstellen kann.

Kann Michael Alexandra vertrauen?

Michaels Kollegen vergaßen in der Arbeit ziemlich alles, was sie verabredet hatten. Später fragt Michael Alexandra, ob sie für ihr kaputtes Auto den Termin in der Werkstatt ausgemacht hat, ob sie den Fahrradsitz von Mira angepasst hat und ob sie an den Elternabend im Kindergarten denkt. Alexandra könnte sich schlecht fühlen und sich fragen: Ist es so schwer, mir zu vertrauen, ohne mich zu kontrollieren? Oder sie könnte Michaels Aussagen so sehen, dass sein Tag wohl frustrierend war und er gerade nicht vertrauen kann, dass sie tut, was sie ausgemacht haben.

Kann Alexandra sich selbst vertrauen?

Alexandra hat etwas Wichtiges vergessen und ist richtig sauer auf sich selbst. Dazu kommt, dass sie nicht die neue Sprache lernt, die sie schon lange lernen wollte, aber der Alltag, andere Aufgaben und die eigene Disziplin halten sie davon ab. Hält Alexandra die Angst vor dem Versagen zurück, es gar nicht zu versuchen? Könnte sie sich das eingestehen und es trotzdem versuchen? Wenn sie es nicht versucht, hat sie schon verloren.

Kann Mira ihren Eltern trauen, in diesem Beispiel Michael?

Michael hat Mira versprochen, diesen Samstag schwimmen zu gehen. Aber Michael hat viel Arbeit zu tun und kann sein Versprechen nicht halten. “Du hast gesagt, wir gehen zusammen schwimmen!” sagt Mira entrüstet. “Warum musst Du heute arbeiten. Du hast es mir versprochen!” Mira ist frustriert und braucht die Sicherheit von ihrem Papa, dass er tut, was er sagt, zumindest in den meisten Fällen.
Wie können wir als Eltern und Partner in Bereichen unseres Lebens vertrauen, wo wir vertrauen wollen? Wie können wir unseren Lieben vertrauen? Woran merken unsere Kinder, dass sie uns Eltern trauen können? Vertrauen wir uns selbst?
Moment. Will ich überhaupt vertrauen oder hilft mir Misstrauen nicht auch manchmal? Wie Misstrauen hilft und wie es aber auch unser Zusammenleben beeinflusst, ist Thema im nächsten Beitrag.
 

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Beziehung Familiengeschichten Familiengespräche

Zeit und Timing in der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern

Unsere fiktive Familie mit Mama Alexandra, Papa Michael und ihrer Tochter Mira hat festgestellt, dass Zeitdauer und Zeitpunkt in einer Kommunikation wirklich wichtig sind, damit ein Gespräch „erfolgreich“ ist.
Wie wirken sich „time“ und „timing“ in einer Kommunikation aus?

Die Zeitdauer in der Eltern-Kind-Kommunikation

„Aber jetzt habe ich keine Zeit“, sagt Mama Alexandra zu ihrer Tochter Mira.
Klar, heute hat keiner Zeit, Zeit ist immer zu wenig. Aber erinnerst Du Dich an das letzte Mal, als Du ein Gespräch begonnen hast, nur kurz etwas sagen wolltest und genau das Gegenteil ist passiert? Wenn ein Gespräch nur darauf abzielt, kurz und gewinnbringend zu sein, aber zu vielen Missverständnissen führt, hat keiner Zeit „gespart.“
Können wir ein bisschen mehr Zeit investieren, so dass diese Gespräche eine Chance haben, ergebnisreich zu sein? Manchmal brauchen Gespräche auch eine „Aufwärmphase“, um sich aufeinander einzustellen. Wenn ich meine Tochter aus dem Kindergarten abhole und nur einen Fragenkatalog abarbeite, kann ich sicher sein, dass sie mir nicht oder nur kurz darauf antwortet. Ich war einfach zu schnell und habe die Aufwärmphase übersprungen. Wenn ich mich auf sie einstelle und mit ihr Zeit verbringe, erzählt sie dann oft von selbst, was sie erlebt hat.
Wenn Du auch der Meinung bist, dass sich diese kleine Extrazeit lohnt und in Gesprächen als auch in Beziehungen einen großen Unterschied machen, bist Du auch bereit, einen passenden Zeitpunkt für ein Gespräch heraus zu finden.
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Der Zeitpunkt in der Eltern-Kind-Kommunikation

In Gesprächen ist es nicht nur wichtig, Zeit zu schenken, es ist auch wichtig, einen geeigneten Zeitpunkt zu erwischen. Da es oft wir Eltern sind, die ein Gespräch beginnen, passt der Zeitpunkt nicht immer zum Zeitpunkt und zum Rhythmus unseres Kindes.
Darüber hinaus hängt es natürlich vom Thema ab: den Punkt einer Einkaufsliste zu teilen dauert 5 Sekunden, aber darüber, wie Eltern mit ihrem Kind über  den Streit mit einer Freundin sprechen, dauert sicher länger. Manche Gespräche sind nicht dazu gemacht, sie zwischen Tür und Angel zu führen, also wäre es gut, dafür Zeit zu schenken oder Zeit dafür zu planen.
Manche Familien reservieren regelmäßig Zeit für wichtige Gespräche. Ob man dafür Zeitfenster einplant oder nicht, das TIMING ist so entscheidend für unsere Kommunikation! Manchmal beginne ich ein Gespräch mit Andi und mitten im Satz sage ich schmunzelnd: Das ist wohl nicht der Moment…

Zeitdauer und Zeitpunkt als Feedback über uns

Immer in Eile zu sein schadet unserer Gesprächskultur. Aber das Leben ist nun mal schnell und wir erkennen nicht mehr, wie hastig wir handeln.
Wenn Du immer schnell und produktiv funktionieren sollst, ist es umso herausfordernder, für ein Gespräch eine Pause einzulegen.
Dabei geht es nicht um „schlechtes Verhalten“ in einer Kommunikation, es geht darum,

  • wahrzunehmen, was vor, in und nach einer Unterhaltung passiert,
  • was uns dazu bringt, ein Gespräch zu führen (Kontakt aufnehmen, aus Gewohnheit sprechen, eigene Wünsche durchsetzen…),
  • zu sehen, was während der Unterhaltung passiert (schnell sprechen, mit einem Bein schon zum Gehen bereit sein, ergebnisfixiert sein…),
  • und wie sich alle Beteiligten nach der Kommunikation fühlen.

Um unser Bewusstsein für diese Kommunikation zu schärfen, brauchen wir einen Blick auf unseren eigenen Umgang mit Zeit und mit dem Zeitpunkt. Schenkst Du einem Gespräch Zeit und wartest auf den passenden Moment? Das ist eine Startposition in jeder Kommunikation, zwischen Eltern und Kindern, aber auch zwischen den Eltern. Bist Du bereit?

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Beziehung Familiengeschichten

Das Schweigen der Mama (5. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira (5 Jahre) wieder einen Brief, dieses Mal über Mamas, die schweigen. Schweigen bedeutet nicht zu wissen, was man sagen soll oder etwas nicht sagen wollen.
Wenn Mira die Lust zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe geben.

Liebe Mira,

als Du die Schuhe mit Erde ins Wohnzimmer gestellt hast, habe ich zunächst geschwiegen, denn ich hatte Dir gerade gesagt, dass Du die Schuhe bitte auf dem Balkon lassen sollst, damit sich die Erde nicht überall in der Wohnung verteilt.
Ich war traurig und verärgert, weil Du mir nicht zuhörst oder eben das machst, was Du willst und nicht das, was ich will.
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Mein Schweigen hat Dir nicht gefallen, Mira. Du wolltest plötzlich wieder die Wände anmalen, wobei Du das schon lange nicht mehr tust und Du wolltest, dass ich etwas sage!
Da fiel mir ein, wie es war, als Oma, also meine Mama, geschwiegen hat und dass mir das als Kind Angst gemacht hat. Wenn jemand in einer Unterhaltung schweigt, weiß er nichts dazu oder er will nichts dazu sagen. Als Oma nichts sagen wollte, habe ich mich mies gefühlt. Ich wusste nicht, was es bedeutet. Stell Dir vor, heute habe ich selbst geschwiegen, obwohl ich weiß, wie ätzend das ist! Entschuldige Mira!
Manchmal schweigst auch Du Mira, wenn Du etwas nicht weißt oder wenn Du nicht reden willst.
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Wenn wir uns lange anschweigen, werden wir uns fremder und davor habe ich Angst.
Was ist denn eigentlich passiert? Bin ich verärgert, verletzt oder weiß ich gerade nicht weiter?

Wenn ich Dir das nicht sage, mache ich vielleicht später aus einer Mücke einen Elefanten (eine kleine Sache regt mich sehr auf), und Du bist überrascht, weil mich irgendeine Kleinigkeiten so aufregt. Du siehst, es hat nichts mit Dir zu tun, aber mit mir!

Wenn ich mal wieder schweige, bin ich gerade nicht mutig genug, Dir zu zeigen, was in mir vorgeht oder ich will nicht zugeben, dass ich gerade nicht weiter weiß. Ich arbeite daran, mutig genug zu sein.

In Liebe,
Mama
 

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Familiengeschichten

Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Wenn Du unsere erste Familiengeschichte gelesen hast, kennst Du schon Mira, die fünfjährige Tochter unserer erfundenen Familie. Heute beginne ich mit den Briefen von Miras Mama Alexandra an ihre Tochter.
Im ersten Brief spricht Alexandra über Eltern, die drohen. Wir Eltern drohen Kindern, weil wir wollen, dass sie etwas tun, was wir selbst wollen, die Kinder aber nicht.
Wenn Mira (5) die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr den Brief, den sie schon heute schreibt, geben.ideas4parents-familie-kinder-eltern-angst-drohen-tipps-1.png

Liebe Mira,

auf dem Sportplatz war heute ein Papa, der mit seinem Sohn geschimpft und ihm gedroht hat. Warum ich Dir das erzähle? Ich als Mama oder vielleicht auch andere Mamas oder Papas beobachten das auch an sich selbst…

Was Papa gesagt hat

Papa und Sohn spielten zusammen Fußball. Ich nenne den Papa Christian und den Sohn Max. Christian sagte Sachen, wie „Du musst schneller reagieren.“ „Nimm‘ den Ball anders, so funktioniert es nie.“ „Wenn Du keine Lust zum Fußball spielen hast, melde ich Dich im Verein ab.“

Was Christians und Max‘ Körper gesagt haben

Als ich dem Sohn Max in die Augen geschaut habe, schauten die nach unten und seine Schultern hingen Richtung Erde, er sah traurig aus. Christians Augen verengten sich, vielleicht grummelte auch sein Bauch. Christian war wütend, aber vielleicht war er auch noch traurig und vielleicht hatte er sogar Angst. Denn er wollte Max etwas zeigen, aber so funktionierte es nicht. Es entmutigte den Sohn und Max fühlte sich eher schwach als stark (zumindest sprach sein Körper so). Christian fühlte sich müde, auch wenn er es vielleicht nicht zugeben wollte oder bemerkte. Der Papa ließ den Oberkörper immer wieder nach vorne hängen. Was Christian auch versuchte, Max konnte nicht so spielen, wie es sich Papa vorstellte…
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Du Mira warst auf der Schaukel und riefst voller Begeisterung „höher“ und „Yippie.“ Der Papa schaute zu Dir rüber und wurde leiser. Plötzlich änderte sich seine Stimmung. Er hörte auf, zu schimpfen und sagte zu seinem Sohn: „So macht es Spaß.“ Die Augen seines Sohnes weiteten sich wieder und schauten nach vorne, das Spiel war wieder mehr ein Spiel als eine Predigt. Zuerst fand ich die Situation traurig, denn manchmal drohe auch ich, wenn…

  • ich keine Ideen mehr habe.
  • mir etwas wichtig ist.
  • ich etwas will, Du aber etwas anderes.
  • das, was ich sehr wichtig finde, Dir so gar nicht wichtig ist. Das macht mir Angst.

Als ich erlebt habe, wie Du Papa Christian mit Deiner Begeisterung ansteckst, habe ich mich wieder leichter gefühlt.
Ich weiß nicht, ob der Sohn gerne Fußball spielt oder nur seinem Vater zuliebe, damit Christian Max Aufmerksamkeit schenkt.
Was ich weiß ist, dass der Vater etwas über sich erzählt hat. Er hat gezeigt, dass es Freude macht, mit dem Sohn zu spielen, ohne zu bewerten, wie gut oder schlecht der Sohn in seinen! Augen spielt. Er hat ihm nur gesagt, dass es so, wie es ist, Spaß macht. Dadurch lief das Spiel anders.
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Warum erwartet Christian etwas von Max? Was meinst Du?

  • Christian ist gern Lehrer und möchte anderen etwas lernen.
  • Er will Max fordern, damit aus ihm ein Kämpfer im Leben wird.
  • Papa will es perfekt machen, das will er auch von Max!
  • Oder der Papa von Christian, also der Opa von Max hat auch viel von ihm erwartet. Christian macht es jetzt genau so.

Hast Du eine andere Idee, Mira?

Warum Max wohl traurig scheint?

  • Er mag es nicht, wenn Papa seinetwegen enttäuscht ist.
  • Er hat viele Freunde im Verein, die er nicht verlieren mag.
  • Irgendwie will er schon Fußball spielen, aber heute klappt es einfach nicht…

Was meinst Du, Mira? Fällt Dir noch etwas ganz anderes ein?
Als Mama erwarte ich auch so manches und manchmal merke ich nicht, dass ich etwas von Dir oder von Papa erwarte! Dann fange ich an zu drohen, weil ich Angst habe, dass etwas passiert, was ich nicht will oder Angst, dass etwas nicht passiert, was ich mir wünsche. Verzeih‘ mir bitte.

In Liebe,

Mama

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Beziehung

10 Minuten, die die Eltern-Kind Beziehung verändern

Die Eltern-Kind-Beziehung ist in jedem Moment neu und anders, weil sich sowohl Kinder als auch Eltern „bewegen“.  Unterschiedliche Gefühle und Gedanken bewegen uns ständig, auch wenn wir noch so ruhig scheinen. Kinder lernen uns als Menschen kennen, die nicht immer konsequent oder gleich handeln. Mal sind wir gelassen, mal sind wir es nicht.
Kinder brauchen kein ausgefallenes Abendessen und keine kunstvolle Torte, auch wenn beides zufrieden machen kann. Was sie, und wir alle brauchen, ist ungeteilte, also volle, Aufmerksamkeit.
Papa Michael schaut auf sein Handy, so viele Termine türmen sich. „Ich sehe Dich“, sagt er zu Mira, die gerade ihr neuestes Kunststück vom Sofa Richtung Matratze zeigen will. Dabei schaut er immer wieder auf sein Handy. Mama Alexandra hält in der Hand den Informationszettel vom Kindergarten und liest. „Mama schau mal“, ruft Mira. Alexandra schaut kurz nach oben. „Toll“, sagt sie und liest wieder.
Natürlich können wir unseren Kindern nicht immer 100% Aufmerksamkeit schenken, das ist unrealistisch. Was aber passiert, wenn ich meiner Tochter viel Aufmerksamkeit schenke: Sie freut sich riesig und ich freue mich mit. Ich fühle mich meiner Tochter nahe. Da ich nur eine Sache tue, bin ich konzentriert. Mein Geist kommt zur Ruhe, weil ich mich nicht ablenken lasse. Das Geschenk ist also nicht nur ein Geschenk für mein Kind, sondern auch für mich selbst.
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Das 10 Minuten Geschenk für die Eltern-Kind Beziehung

  • Beobachte, was Dein Kind möchte. Möchte es Dir etwas zeigen, Dir etwas erzählen oder sogar Ruhe und Raum für sich selbst? Möchte es Raum für sich selbst und gleichzeitg Kontakt?…Du kannst hier Deine eigenen Fragen formulieren, wie sie am besten zu Dir und zu Deinem Kind passen.
  • Überprüfe, ob Du selbst bereit bist, diese Zeit zu schenken. Willst Du vorher etwas abschließen willst oder brauchst noch einen Moment Zeit für Dich? Die Beziehung zu den Kindern ist immer wichtig, nur nicht immer dringend.
  • Sei in den 10 Minuten da, so wie Du eben die Welt wahrnimmst. Sehe, höre und beobachte ganz so, wie Du beobachtest. Die Bewegungen, die Gedankengänge, die Stimme, die Mimik…

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  • Spüre gleichzeitig, was in Dir vorgeht. Schweifen Deine Gedanken ab? Hast Du Langeweile beim Beobachten, weil Du es gewohnt bist, zu tun? Spürst Du Unruhe?
  • Wie reagiert Dein Kind? Freut es sich? Lädt es Dich, mit seiner Art zu sein, ein, das Leben für einen Moment aus einer anderen Perspektive zu sehen?

Wie kann man aus dem 10 Minuten Geschenk ein Ritual machen?

  • Nach dem Frühstück am Wochenende
  • Am Abend vor/ nach dem Abendessen
  • Beim Abholen vom Kindergarten
  • ……………………………………………

Wie soll, das gehen, wenn man 2+ Kinder hat?

Wenn es mehrere Kinder sind, können die anderen Kinder in der Zwischenzeit selbst spielen oder etwas für sie reizvolles tun. (10 Minuten Folge Yakari, Spiel auf einem Tablet, Youtube Doku nach ihrem Interesse…) Vielleicht kann auch der Partner gleichzeitig mit dem anderen Kind wertvolle 10 Minuten verbringen.
Jede 10 Minuten voller Aufmerksamkeit ist eine Gelegenheit die Beziehung zu den Kindern zu vertiefen.
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Kann ich immer alles stehen und liegen lassen und 10 Minuten volle Aufmerksamkeit schenken? Sicher nicht. Nur, wenn man ältere Menschen fragt, was sie in ihrem Leben schätzen oder mehr wollten, kommen solche Antworten: „Ich wollte meinen Kindern oder meinen Liebsten nahe sein.“ Noch nie habe ich die Antwort gehört: Ich hätte den ausgefeiltesten und effektivsten Haushaltsplan erstellen oder die ausgefallenste Torte meines Lebens machen sollen. Ich finde beides cool, nur liegen uns diese beiden Dinge am Ende nicht so sehr am Herzen wie die Beziehung zu unseren Liebsten.
 
 

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Familiengeschichten

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

Heute wird es spannend, denn euch erwartet eine Neuigkeit, unsere erste Familiengeschichte.
In unseren fiktiven Familiengeschichten erzählen euch abwechselnd Tochter Mira (5 Jahre), Mama Alexandra und Papa Michael kleine Geschichten aus ihrer ziemlich normalen Familie.
Wir hoffen ihr könnt ihre Geschichten auch gut als Vorlesegeschichten verwenden.

Nun viel Spaß bei unserer ersten Familiengeschichte! Mira, du hast das Wort 🙂

Hallo, ich bin Mira und schon 5 Jahre alt. Ich liebe alle Farben und ich liebe Hunde. Leider habe ich noch keinen echten Hund, nur Wüsti, meinen Langohr-Kuschel-Spaniel.
Ein Spaniel ist übrigens ein besonderer Hund. Hat ganz lange Ohren.
Zum Geburtstag wünsche ich mir einen echten Hund wie Wüsti. Wenn ich 6 werde.
Aber Papa sagt, wir müssen zuerst umziehen. Vor dem Hund.
Ich finde das blöd. Der Hund kann doch auch umziehen, oder nicht? Ein Hund kann doch laufen. Alle Hunde, die ich kenne, können laufen. Sogar ganz Kleine. Und Autofahren können Hunde auch. Das habe ich bei Isa gesehen. Sie ist eine richtig große Hündin. Und die fährt immer bei der Nachbarin im Auto mit. Im Kofferraum nämlich. Jeden Tag!
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Das mit dem Umziehen ist sowieso bisschen komisch. Mama hat erzählt, sie ist aus der Wohnung von Oma und Opa ausgezogen, als sie groß war.
Das habe ich nicht verstanden. Warum ist sie überhaupt ausgezogen?
„Hatten dich Oma und Opa nicht mehr lieb?“, habe ich gefragt.
Da hat Mama geguckt: „Wie kommst du denn darauf?“
„Warum bist du dann ausgezogen?“, habe ich gefragt.
Und Mama hat gesagt, dass sie selbst ausziehen WOLLTE!
„Ich werde nicht selbst ausziehen“, habe ich da gesagt. Warum sollte ich ausziehen? Dann fiel mir ein, dass es vielleicht umgekehrt war.
„Hattest du denn Oma und Opa nicht mehr lieb?“, habe ich gefragt.
„Aber doch, natürlich, mein Schatz, ich hatte sie schon lieb, aber ich wollte eine eigene Wohnung.“
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„Warum wolltest du eine eigene Wohnung, Mama?“, habe ich gefragt.
Und da hat Mama dann das gesagt, was sie öfter mal sagt. Nämlich dass ich oft Fragen stelle, über die sie erst mal nachdenken muss.
Und dann hat sie mir einen Kuss auf die Stirn gegeben und gesagt, dass wir uns anziehen müssen. Für den Kindergarten. Dabei war sie schon angezogen! Eltern sind manchmal echt komisch.
Ich habe auch mit meiner besten Freundin Lisa gesprochen. Über das Ausziehen nämlich. Sie will das auch nicht.
„Ich hab meine Eltern doch lieb“, hat sie auch gesagt.
„Ja genau“, habe ich gesagt. „Und warum eine eigene Wohnung, unsere ist doch groß genug für uns alle.“
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„Oder vielleicht weil die Betten dann größer sein müssen, wenn wir groß sind?“
„Neee“, hat da Lisa gesagt, den Kopf geschüttet und musste total lachen.
Und ich musste auch total lachen.
Am Abend habe ich dann Mama noch mal gefragt. Das ist so bei mir. Ich frage immer wieder, bis ich etwas verstehe. Und wenn ich es nicht verstanden habe, frage ich nochmal. Und immer so weiter.
Mama hat kurz zum Fenster hinausgeschaut, wo wir ein Stück vom Mond sehen konnten.
„Weißt du Mira“, hat sie dann gesagt, „du wolltest doch auch unbedingt selbst Fahrrad fahren lernen im Sommer, stimmts?“
„Ja.“
„Und du willst doch auch mal allein bei Lisa übernachten, oder? Und da sollen wir doch auch nicht dabei sein?“
„Ja, genau, wann darf ich? Ich will schon so laaaange.“
„Ja, du darfst ja auch bald, aber so war es bei mir auch mit dem Ausziehen bei Oma und Opa. Ich wollte selbst eine Wohnung haben und selbst Geld verdienen. Verstehst du das? So wie du selbst und allein Fahrrad fahren wolltest, ohne dass Papa oder ich den Lenker halten.
Da habe ich es verstanden.
„Ach so“, habe ich gesagt. „Das ist ja ganz einfach! Warum musstest du darüber so lange nachdenken, Mama?“
Da musste Mama lachen und hat mir einen „Gute-Nacht-Kuss“ gegeben.
„Schlaf gut, Mira! Papa kommt auch gleich noch.“
„Schlaf gut, Mama!“
Und dann kam noch Papa und hat auch Gute Nacht gesagt.
Das war dann heute.
Das war unsere erste Familiengeschichte. Wie hat sie euch gefallen?
Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns eure Meinung sagt.
Liebe Grüße
Andi