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Beziehung Familiengeschichten

Ich will keine Veränderung! (6. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira (5 Jahre) wieder einen Brief, dieses Mal über Veränderungen im Leben, die uns Angst machen, aber auch neugierig machen können.
Wenn Mira die Lust zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe geben.
Liebe Mira,
Du verstehst nicht, warum eine Deiner Freundinnen im Kindergarten bleiben will und nicht in die Schule gehen will, denn Du selbst bist schon so neugierig! Was Deine Freundin kennt, ist ihr vertraut und sie fühlt Dich wohl damit. Sie will es nicht verlieren. Wer weiß, ob es in der Schule auch so ist, wie im Kindergarten, ob man dort auch so schön spielen und lernen kann? Ob sie dort neue Freunde findet? Irgendwann wird es Deiner Freundin langweilig im Kindergarten werden, aber jetzt ist ihr der Kindergarten bekannt und vertraut. „Vielleicht ist es in der Schule total blöd“ hat sie Dir erzählt.
Veränderung und neue Orte machen auch mir Angst, Mira. Angst, dass ich mich an dem neuen Ort unsicher fühle oder dass ich von anderen Menschen enttäuscht werde.
Dann hilft es mir, wie bei einer Reise einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
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Alles auf einmal ist viel zu viel, da verliere ich den Mut. Schritt für Schritt, ganz genau so, wie Du Laufen gelernt hast. Zuerst hast Du Dich hochgezogen, irgendwann bist Du an den Möbeln entlanggelaufen und irgendwann losgelaufen. Dazwischen bist Du umgefallen, aber Du bist immer wieder aufgestanden und wolltest laufen. Deine Freundin hat es doch auch geschafft, obwohl Laufen auch für sie ganz neu war!
Ich wünsche Dir Kraft und Mut für alles, was sich in Deinem Leben ändert, dass Dich Deine Neugierde an verschiedene Orte bringt, und dass Du gespannt bist auf neue Menschen!
In Liebe,
Mama
 

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Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Miteinander reden und Leben lernen (2. Brief an die Tochter)

Nein! Widerstand leisten ist zweckvoll (3. Brief an die Tochter)

Es tut nicht weh und wenn doch? (4. Brief an die Tochter)

Das Schweigen der Mama (5.Brief an die Tochter)

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

 

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Beziehung Familiengeschichten

Das Schweigen der Mama (5. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira (5 Jahre) wieder einen Brief, dieses Mal über Mamas, die schweigen. Schweigen bedeutet nicht zu wissen, was man sagen soll oder etwas nicht sagen wollen.
Wenn Mira die Lust zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe geben.

Liebe Mira,

als Du die Schuhe mit Erde ins Wohnzimmer gestellt hast, habe ich zunächst geschwiegen, denn ich hatte Dir gerade gesagt, dass Du die Schuhe bitte auf dem Balkon lassen sollst, damit sich die Erde nicht überall in der Wohnung verteilt.
Ich war traurig und verärgert, weil Du mir nicht zuhörst oder eben das machst, was Du willst und nicht das, was ich will.
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Mein Schweigen hat Dir nicht gefallen, Mira. Du wolltest plötzlich wieder die Wände anmalen, wobei Du das schon lange nicht mehr tust und Du wolltest, dass ich etwas sage!
Da fiel mir ein, wie es war, als Oma, also meine Mama, geschwiegen hat und dass mir das als Kind Angst gemacht hat. Wenn jemand in einer Unterhaltung schweigt, weiß er nichts dazu oder er will nichts dazu sagen. Als Oma nichts sagen wollte, habe ich mich mies gefühlt. Ich wusste nicht, was es bedeutet. Stell Dir vor, heute habe ich selbst geschwiegen, obwohl ich weiß, wie ätzend das ist! Entschuldige Mira!
Manchmal schweigst auch Du Mira, wenn Du etwas nicht weißt oder wenn Du nicht reden willst.
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Wenn wir uns lange anschweigen, werden wir uns fremder und davor habe ich Angst.
Was ist denn eigentlich passiert? Bin ich verärgert, verletzt oder weiß ich gerade nicht weiter?

Wenn ich Dir das nicht sage, mache ich vielleicht später aus einer Mücke einen Elefanten (eine kleine Sache regt mich sehr auf), und Du bist überrascht, weil mich irgendeine Kleinigkeiten so aufregt. Du siehst, es hat nichts mit Dir zu tun, aber mit mir!

Wenn ich mal wieder schweige, bin ich gerade nicht mutig genug, Dir zu zeigen, was in mir vorgeht oder ich will nicht zugeben, dass ich gerade nicht weiter weiß. Ich arbeite daran, mutig genug zu sein.

In Liebe,
Mama
 

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Beziehung Familiengeschichten

Es tut nicht weh, und wenn doch? (4. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira einen Brief über Kinder, die Schmerzen haben und gesagt bekommen, dass es doch gar nicht weh tut.
In ihrem vierten Brief an Mira erzählt Alexandra, wie Mira im Krankenhaus an der Zehe punktiert wird, und der Arzt behauptet, dass es nicht weh tut.
Wenn Mira (5 Jahre) die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe, die sie schon jetzt schreibt, geben.
Liebe Mira,
Schmerz wird von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich erlebt. Weißt Du noch, als Susi hinfiel und schrie oder als Tami hinfiel, ohne zu weinen? Wenn Du das beobachtest, kannst Du nicht genau wissen, wie stark es dem anderen gerade weh tut. Du siehst aber das Gesicht des anderen und das verrät Dir, wie es ihm geht. Oder seine Stimme sagt Dir, wie sich der andere fühlt.
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Als Du Dich verletzt hast und beim Arzt warst

Vor kurzem hast Du Dich verletzt. Beim Spielen fiel Dir eine Platte auf den Zehennagel, Dein Zehennagel wurde blau und der Zeh ganz dick. Aua! Unter Deinem Nagel entstand viel Druck, weil sich das Blut dort sammelte und fest wurde. Du warst verwirrt und hattest Angst. Der Arzt, der in den Zehennagel gepickst hat, damit der Druck aufhört, meinte „es tut nicht weh.“ Seine Idee war, Dich zu beruhigen und Dir die Angst zu nehmen. Oder er konnte es nicht mehr ertragen, dass viele Kinder weinen und wollte seine Ruhe. Ärzte erleben oft, dass andere Schmerzen haben. Das kann schwer sein. Tatsache war, es tat weh und es verwirrte Dich, dass der Arzt behauptet, dass es nicht weh tut.
„Es tut gerade weh und das ist doof“ habe ich gesagt. Ich war auch sauer, dass Dir jemand sagt, was Dir weh tut oder nicht. Wie soll er das denn wissen?
Es hat Dir jedenfalls nicht geholfen zu sagen, dass es nicht weh tut. Es stimmte nicht. Nachdem Du erst einmal verwirrt warst, dass es nicht weh tun soll, obwohl es weh tut, warst Du verärgert: Du lügst! haben Deine Augen gesagt. Warum soll ich so tun, als ob es nicht weh tut?
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Was brauchst Du, wenn Du Schmerzen hast?

  • Brauchst Du jemanden, der einfach da ist? Jemanden, der Deinen Schmerz sieht und Deine ängstlichen Augen?
  • Du willst dennoch nicht hilflos da liegen? Dann atme mit dem Schmerz und mit der Angst lange aus; drücke meine Hand, so fest Du kannst…Du fühlst Dich auf dieser Krankenhausliege schon hilflos genug, obwohl Du nicht hilflos bist.
  • Brauchst Du Trost? Manchmal stößt Du mich sogar weg, wenn ich Dich trösten will, ganz so, als wolltest Du sagen „ist schon gut, ich komme klar.“

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Vielleicht brauchst Du manchmal auch etwas, was ich nicht geschrieben habe. Jeder Mensch und jede Situation ist anders. Wer gerade Schmerzen erlebt, braucht Menschen, die diese Schmerzen sehen. Ich weiß nicht immer, was Du brauchst. Ich mache Fehler, will Dich trösten, obwohl Du es gar nicht brauchst. Aber ich lerne auch dabei, zu sehen, was Du brauchst. Ob und wie Du Dir Hilfe holst, entscheidest Du, denn manchmal hast Du Schmerzen, aber wenn Du lernst, was Du brauchst, kannst Du etwas tun!
In Liebe,
Mama
 

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Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Miteinander reden und Leben lernen (2. Brief an die Tochter)

Nein! Widerstand leisten ist zweckvoll (3. Brief an die Tochter)

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

 

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Beziehung Familiengeschichten

Nein! Widerstand leisten ist zweckvoll (3. Brief an die Tochter)

Mama Alexandra schreibt ihrer Tochter Mira einen Brief über Kinder, die Nein sagen und Widerstand leisten. Kinder wollen manchmal etwas anderes als Eltern.
In diesem dritten Brief spricht Alexandra über den Widerstand von Mira, über ihren eigenen Widerstand, und über die Herausforderung, Mira zu führen. Wie kann Alexandra Mira trotz Widerstand führen?
Wenn Mira (5 Jahre) die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr den Brief, den sie schon heute schreibt, geben.
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Liebe Mira,
„Nein“ hast Du heute Morgen zu mir gesagt. Du wolltest Dich weder waschen noch anziehen, Du wolltest spielen! Ich habe gesagt: „Ziehe Dich bitte an, damit wir in den Kindergarten gehen können.“
Ich als Mama muss/ darf/ will

  • pünktlich sein
  • arbeiten

Du als Tochter willst

  • spielen, also lernen und zwar
  • JETZT!

Ich war sauer, weil Du Dich in Dein Kinderzimmer gesetzt hast und nichts gemacht hast. Du warst sauer, weil ich etwas von Dir wollte, was Du jetzt gar nicht wolltest.
So geht es mir manchmal und Dir auch. Was Du willst, will ich nicht und umgekehrt. Das haben wir gemeinsam!

Wie kann ich Dich als Mama führen, wenn Du nicht geführt werden willst?

Nachdem wir, später als ich wollte, und früher als Du wolltest, im Kindergarten waren, habe ich ein Rollenspiel im Kindergarten beobachtet. „Hiergeblieben, ich verhafte Dich“, sagte der Polizist Tim zum Räuber Ben. Ben grinste und lief weg, Tim verfolgte Ben und hatte Spaß, weil Tim nicht hier bleiben wollte und sich jagen lassen wollte.
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Bevor ich Dich führe, brauchst Du vielleicht etwas ganz anderes von mir?

  • Ein Spiel? Wir spielen, wer was will. Wir spielen nicht, Du machst, was ich Dir sage. Du bist mir wichtig, und ich bin Dir wichtig, deswegen will ich wissen, was Du willst und Du willst wissen, was ich will.
  • Ich will mir Deine Wünsche und Ideen anhören, habe aber am Morgen nicht so viel Ruhe zum Zuhören. Kannst Du es mir heute Nachmittag/ Abend erzählen?
  • Ich lasse Dich 5-10 Minuten mit Deinen Stofftieren spielen (dabei warst Du gerade), und danach gehst Du in das Bad zum Waschen.

Was mache ich, wenn Du dann immer noch nicht bereit bist? Warum hilfst Du nicht mit?

Du möchtest mitteilen, was Dir wichtig ist. Gestern hast Du schon so viel gemacht, was andere wollten, (ich vergesse das manchmal) und jetzt möchtest Du endlich tun können, was Du willst. Du übst für den Tag, an dem Du Dein eigener Chef bist.
Jetzt leben wir noch in einer Familie. Irgendwann hast Du Dein eigenes Leben. Du hast eine Meinung, Papa hat eine Meinung, und ich habe eine Meinung. Deswegen geht es manchmal nach Deinem Kopf, manchmal nach Papas, manchmal nach meinem und manchmal nach keinem unserer Köpfe.
Wenn wir also mal wieder eine dieser Situationen erleben, in denen keiner von uns will, was der andere will, frage ich mich:

  1. Was willst Du? Was will ich?
  2. Wie kann ich Dich führen? (mit dem Ziel, dass Du Dich eines Tages ganz selbst führst)

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Manchmal tröstet es Dich schon, wenn ich sehe, dass Du gerade nicht willst, was ich will. Wenn Du immer wieder Gelegenheiten hast, in denen Du frei spielen kannst, so wie Du willst, lässt Du Dich auch wieder von mir führen.
An manchen Tagen wird das gelingen und an manchen Tagen werde ich mir wünschen, dass es gelingt. Dann brauche ich Deine und meine Geduld.
In Liebe,
Mama
 

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Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Miteinander reden und Leben lernen (2. Brief an die Tochter)

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

 
 

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Beziehung Familiengespräche

Miteinander reden und Leben lernen (2. Brief an die Tochter)

Alexandra, die Mama unserer erfundenen Familie, schreibt heute wieder einen Brief an ihre Tochter Mira (5 Jahre).
Wenn Mira die Liebe zum Lesen entdeckt, wird Alexandra ihr die Briefe geben. Alexandra spricht in diesem zweiten Brief mit Mira über das Lernen im Leben, und wie wir miteinander sprechen könnten, damit wir Lust haben, voneinander zu lernen.
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Liebe Mira,
wäre es nicht schön, wenn wir Menschen uns gegenseitig helfen, zu lernen? Wie reden wir Menschen miteinander, damit wir für unser Leben lernen können?
Wenn ein Mensch so mit mir spricht, dass es…

  • übertrieben ist (jemand macht aus einer Mücke einen Elefanten: wie konntest Du das vergessen?),
  • ungenau ist (jemand findet etwas blöd, macht aber keine Vorschläge, wie es anders gehen kann.),
  • zu allgemein ist (jemand behauptet, dass ich mir „nie“ Mühe gebe oder dass ich „immer“ alles vergesse),

vergeht mir nämlich die Lust zu lernen oder etwas zu verändern.
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„Was will der denn?“ und „warum macht er das?“ frage ich mich

  • er will sagen, was er denkt.
  • er will Ärger los werden.
  • er möchte sich über andere lustig machen und Spaß haben. (leider leiden andere aber darunter.)
  • er möchte sich selbst groß fühlen (statt klein) und macht andere dabei klein.
  • er ist neidisch, weil ich etwas habe oder tue, was er selbst möchte, aber noch keine Idee hat, wie er es bekommen oder tun kann.
  • er ist enttäuscht, weil ich seine Wünsche nicht erfülle.
  • er fordert Dich heraus, weil er gerne kämpft und damit spielt. (Opa ist manchmal so ;-))

Du siehst, liebe Mira, was Menschen sagen oder tun, hat nicht so sehr mit Dir selbst, sondern vor allem mit ihnen selbst zu tun!

Was wäre, wenn ein Mensch so mit Dir spricht, dass….

  • eine Eigenschaft von Dir stärker werden kann (Du entwickelst viele Ideen für Dein Puppentheater…)
  • eine Fertigkeit von Dir größer werden kann (Du lernst, einen Ton auf der Gitarre zu spielen…),
  • eine Beziehung zu einem Menschen wächst (Du lernst etwas Neues über Deine Freundin…).

Was brauchst Du, um von anderen zu lernen?

  • Gerade bist Du frustriert und nicht offen dafür, was der andere denkt. Du brauchst eine Lernpause und bist später wieder bereit zum Lernen.
  • Du kannst verstehen, was der andere sagt, hast aber keine Ahnung, wie Du es ändern kannst. Du brauchst Vorschläge, wie Du es ändern kannst.
  • Der andere sagt nur ganz ok, aber dann kommt eine lange Liste mit Dingen, die anders sein sollten. Du willst zuerst wissen, was genau ok war. Dann hast Du einen Motor für die Dinge, die Du noch lernen kannst und willst.

Wie sage ich es, damit Du Lust hast, etwas über Dich und über mich zu lernen?

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  1. Ich sage, was ich schätze, mit Beispielen. (z.B. beim Taekwondo: Es gefällt mir, mit welcher Kraft Du die Kicks in Taekwondo machst; Ich mag es, wie Du konzentriert zuschaust, wenn eine neue Technik gezeigt wird; Deine Fäuste schauen so stark aus…)
  2. Ich sage klar, was ich mir wünsche. (Ich wünsche mir, dass Du das Ziel anschaust und gleich die Handkante direkt darauf schlägst; übe jetzt langsam, damit Hände und Füße zusammen arbeiten lernen, schnell wirst Du durch Wiederholung und Üben…)
  3. Ich male mir mit Dir aus, was in der Zukunft passieren kann, wenn  Eigenschaften, Fertigkeiten und Beziehungen wachsen (Wenn Du Taekwondo trainierst, lernst Du aufmerksam zu sein und wie Dein Körper zusammen spielt. Du trainierst nicht nur für Taekwondo, sondern bist auch aufmerksam im Leben, in Deiner Familie und bei Deinen Freunden).

Ich wünsche Dir, liebe Mira, dass Du ein offenes Ohr für Anregungen in Deinem Leben hast. Wenn jemand etwas zu Dir sagt, was übertrieben, ungenau und zu allgemein ist, hat es wahrscheinlich mehr mit ihm selbst, als mit Dir zu tun. Ich wünsche Dir, dass Du beim Lernen immer wieder das Gefühl hast, zu fliegen, mit einem Kribbeln im Bauch.
In Liebe,
Deine Mama
 

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Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

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Familiengeschichten

Warum Eltern drohen, ohne es zu wollen (1. Brief an die Tochter)

Wenn Du unsere erste Familiengeschichte gelesen hast, kennst Du schon Mira, die fünfjährige Tochter unserer erfundenen Familie. Heute beginne ich mit den Briefen von Miras Mama Alexandra an ihre Tochter.
Im ersten Brief spricht Alexandra über Eltern, die drohen. Wir Eltern drohen Kindern, weil wir wollen, dass sie etwas tun, was wir selbst wollen, die Kinder aber nicht.
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Liebe Mira,

auf dem Sportplatz war heute ein Papa, der mit seinem Sohn geschimpft und ihm gedroht hat. Warum ich Dir das erzähle? Ich als Mama oder vielleicht auch andere Mamas oder Papas beobachten das auch an sich selbst…

Was Papa gesagt hat

Papa und Sohn spielten zusammen Fußball. Ich nenne den Papa Christian und den Sohn Max. Christian sagte Sachen, wie „Du musst schneller reagieren.“ „Nimm‘ den Ball anders, so funktioniert es nie.“ „Wenn Du keine Lust zum Fußball spielen hast, melde ich Dich im Verein ab.“

Was Christians und Max‘ Körper gesagt haben

Als ich dem Sohn Max in die Augen geschaut habe, schauten die nach unten und seine Schultern hingen Richtung Erde, er sah traurig aus. Christians Augen verengten sich, vielleicht grummelte auch sein Bauch. Christian war wütend, aber vielleicht war er auch noch traurig und vielleicht hatte er sogar Angst. Denn er wollte Max etwas zeigen, aber so funktionierte es nicht. Es entmutigte den Sohn und Max fühlte sich eher schwach als stark (zumindest sprach sein Körper so). Christian fühlte sich müde, auch wenn er es vielleicht nicht zugeben wollte oder bemerkte. Der Papa ließ den Oberkörper immer wieder nach vorne hängen. Was Christian auch versuchte, Max konnte nicht so spielen, wie es sich Papa vorstellte…
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Du Mira warst auf der Schaukel und riefst voller Begeisterung „höher“ und „Yippie.“ Der Papa schaute zu Dir rüber und wurde leiser. Plötzlich änderte sich seine Stimmung. Er hörte auf, zu schimpfen und sagte zu seinem Sohn: „So macht es Spaß.“ Die Augen seines Sohnes weiteten sich wieder und schauten nach vorne, das Spiel war wieder mehr ein Spiel als eine Predigt. Zuerst fand ich die Situation traurig, denn manchmal drohe auch ich, wenn…

  • ich keine Ideen mehr habe.
  • mir etwas wichtig ist.
  • ich etwas will, Du aber etwas anderes.
  • das, was ich sehr wichtig finde, Dir so gar nicht wichtig ist. Das macht mir Angst.

Als ich erlebt habe, wie Du Papa Christian mit Deiner Begeisterung ansteckst, habe ich mich wieder leichter gefühlt.
Ich weiß nicht, ob der Sohn gerne Fußball spielt oder nur seinem Vater zuliebe, damit Christian Max Aufmerksamkeit schenkt.
Was ich weiß ist, dass der Vater etwas über sich erzählt hat. Er hat gezeigt, dass es Freude macht, mit dem Sohn zu spielen, ohne zu bewerten, wie gut oder schlecht der Sohn in seinen! Augen spielt. Er hat ihm nur gesagt, dass es so, wie es ist, Spaß macht. Dadurch lief das Spiel anders.
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Warum erwartet Christian etwas von Max? Was meinst Du?

  • Christian ist gern Lehrer und möchte anderen etwas lernen.
  • Er will Max fordern, damit aus ihm ein Kämpfer im Leben wird.
  • Papa will es perfekt machen, das will er auch von Max!
  • Oder der Papa von Christian, also der Opa von Max hat auch viel von ihm erwartet. Christian macht es jetzt genau so.

Hast Du eine andere Idee, Mira?

Warum Max wohl traurig scheint?

  • Er mag es nicht, wenn Papa seinetwegen enttäuscht ist.
  • Er hat viele Freunde im Verein, die er nicht verlieren mag.
  • Irgendwie will er schon Fußball spielen, aber heute klappt es einfach nicht…

Was meinst Du, Mira? Fällt Dir noch etwas ganz anderes ein?
Als Mama erwarte ich auch so manches und manchmal merke ich nicht, dass ich etwas von Dir oder von Papa erwarte! Dann fange ich an zu drohen, weil ich Angst habe, dass etwas passiert, was ich nicht will oder Angst, dass etwas nicht passiert, was ich mir wünsche. Verzeih‘ mir bitte.

In Liebe,

Mama

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Beziehung

10 Minuten, die die Eltern-Kind Beziehung verändern

Die Eltern-Kind-Beziehung ist in jedem Moment neu und anders, weil sich sowohl Kinder als auch Eltern „bewegen“.  Unterschiedliche Gefühle und Gedanken bewegen uns ständig, auch wenn wir noch so ruhig scheinen. Kinder lernen uns als Menschen kennen, die nicht immer konsequent oder gleich handeln. Mal sind wir gelassen, mal sind wir es nicht.
Kinder brauchen kein ausgefallenes Abendessen und keine kunstvolle Torte, auch wenn beides zufrieden machen kann. Was sie, und wir alle brauchen, ist ungeteilte, also volle, Aufmerksamkeit.
Papa Michael schaut auf sein Handy, so viele Termine türmen sich. „Ich sehe Dich“, sagt er zu Mira, die gerade ihr neuestes Kunststück vom Sofa Richtung Matratze zeigen will. Dabei schaut er immer wieder auf sein Handy. Mama Alexandra hält in der Hand den Informationszettel vom Kindergarten und liest. „Mama schau mal“, ruft Mira. Alexandra schaut kurz nach oben. „Toll“, sagt sie und liest wieder.
Natürlich können wir unseren Kindern nicht immer 100% Aufmerksamkeit schenken, das ist unrealistisch. Was aber passiert, wenn ich meiner Tochter viel Aufmerksamkeit schenke: Sie freut sich riesig und ich freue mich mit. Ich fühle mich meiner Tochter nahe. Da ich nur eine Sache tue, bin ich konzentriert. Mein Geist kommt zur Ruhe, weil ich mich nicht ablenken lasse. Das Geschenk ist also nicht nur ein Geschenk für mein Kind, sondern auch für mich selbst.
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Das 10 Minuten Geschenk für die Eltern-Kind Beziehung

  • Beobachte, was Dein Kind möchte. Möchte es Dir etwas zeigen, Dir etwas erzählen oder sogar Ruhe und Raum für sich selbst? Möchte es Raum für sich selbst und gleichzeitg Kontakt?…Du kannst hier Deine eigenen Fragen formulieren, wie sie am besten zu Dir und zu Deinem Kind passen.
  • Überprüfe, ob Du selbst bereit bist, diese Zeit zu schenken. Willst Du vorher etwas abschließen willst oder brauchst noch einen Moment Zeit für Dich? Die Beziehung zu den Kindern ist immer wichtig, nur nicht immer dringend.
  • Sei in den 10 Minuten da, so wie Du eben die Welt wahrnimmst. Sehe, höre und beobachte ganz so, wie Du beobachtest. Die Bewegungen, die Gedankengänge, die Stimme, die Mimik…

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  • Spüre gleichzeitig, was in Dir vorgeht. Schweifen Deine Gedanken ab? Hast Du Langeweile beim Beobachten, weil Du es gewohnt bist, zu tun? Spürst Du Unruhe?
  • Wie reagiert Dein Kind? Freut es sich? Lädt es Dich, mit seiner Art zu sein, ein, das Leben für einen Moment aus einer anderen Perspektive zu sehen?

Wie kann man aus dem 10 Minuten Geschenk ein Ritual machen?

  • Nach dem Frühstück am Wochenende
  • Am Abend vor/ nach dem Abendessen
  • Beim Abholen vom Kindergarten
  • ……………………………………………

Wie soll, das gehen, wenn man 2+ Kinder hat?

Wenn es mehrere Kinder sind, können die anderen Kinder in der Zwischenzeit selbst spielen oder etwas für sie reizvolles tun. (10 Minuten Folge Yakari, Spiel auf einem Tablet, Youtube Doku nach ihrem Interesse…) Vielleicht kann auch der Partner gleichzeitig mit dem anderen Kind wertvolle 10 Minuten verbringen.
Jede 10 Minuten voller Aufmerksamkeit ist eine Gelegenheit die Beziehung zu den Kindern zu vertiefen.
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Kann ich immer alles stehen und liegen lassen und 10 Minuten volle Aufmerksamkeit schenken? Sicher nicht. Nur, wenn man ältere Menschen fragt, was sie in ihrem Leben schätzen oder mehr wollten, kommen solche Antworten: „Ich wollte meinen Kindern oder meinen Liebsten nahe sein.“ Noch nie habe ich die Antwort gehört: Ich hätte den ausgefeiltesten und effektivsten Haushaltsplan erstellen oder die ausgefallenste Torte meines Lebens machen sollen. Ich finde beides cool, nur liegen uns diese beiden Dinge am Ende nicht so sehr am Herzen wie die Beziehung zu unseren Liebsten.
 
 

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Familiengeschichten

Warum Mama nicht bei Oma wohnt (Familiengeschichte 1)

Heute wird es spannend, denn euch erwartet eine Neuigkeit, unsere erste Familiengeschichte.
In unseren fiktiven Familiengeschichten erzählen euch abwechselnd Tochter Mira (5 Jahre), Mama Alexandra und Papa Michael kleine Geschichten aus ihrer ziemlich normalen Familie.
Wir hoffen ihr könnt ihre Geschichten auch gut als Vorlesegeschichten verwenden.

Nun viel Spaß bei unserer ersten Familiengeschichte! Mira, du hast das Wort 🙂

Hallo, ich bin Mira und schon 5 Jahre alt. Ich liebe alle Farben und ich liebe Hunde. Leider habe ich noch keinen echten Hund, nur Wüsti, meinen Langohr-Kuschel-Spaniel.
Ein Spaniel ist übrigens ein besonderer Hund. Hat ganz lange Ohren.
Zum Geburtstag wünsche ich mir einen echten Hund wie Wüsti. Wenn ich 6 werde.
Aber Papa sagt, wir müssen zuerst umziehen. Vor dem Hund.
Ich finde das blöd. Der Hund kann doch auch umziehen, oder nicht? Ein Hund kann doch laufen. Alle Hunde, die ich kenne, können laufen. Sogar ganz Kleine. Und Autofahren können Hunde auch. Das habe ich bei Isa gesehen. Sie ist eine richtig große Hündin. Und die fährt immer bei der Nachbarin im Auto mit. Im Kofferraum nämlich. Jeden Tag!
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Das mit dem Umziehen ist sowieso bisschen komisch. Mama hat erzählt, sie ist aus der Wohnung von Oma und Opa ausgezogen, als sie groß war.
Das habe ich nicht verstanden. Warum ist sie überhaupt ausgezogen?
„Hatten dich Oma und Opa nicht mehr lieb?“, habe ich gefragt.
Da hat Mama geguckt: „Wie kommst du denn darauf?“
„Warum bist du dann ausgezogen?“, habe ich gefragt.
Und Mama hat gesagt, dass sie selbst ausziehen WOLLTE!
„Ich werde nicht selbst ausziehen“, habe ich da gesagt. Warum sollte ich ausziehen? Dann fiel mir ein, dass es vielleicht umgekehrt war.
„Hattest du denn Oma und Opa nicht mehr lieb?“, habe ich gefragt.
„Aber doch, natürlich, mein Schatz, ich hatte sie schon lieb, aber ich wollte eine eigene Wohnung.“
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„Warum wolltest du eine eigene Wohnung, Mama?“, habe ich gefragt.
Und da hat Mama dann das gesagt, was sie öfter mal sagt. Nämlich dass ich oft Fragen stelle, über die sie erst mal nachdenken muss.
Und dann hat sie mir einen Kuss auf die Stirn gegeben und gesagt, dass wir uns anziehen müssen. Für den Kindergarten. Dabei war sie schon angezogen! Eltern sind manchmal echt komisch.
Ich habe auch mit meiner besten Freundin Lisa gesprochen. Über das Ausziehen nämlich. Sie will das auch nicht.
„Ich hab meine Eltern doch lieb“, hat sie auch gesagt.
„Ja genau“, habe ich gesagt. „Und warum eine eigene Wohnung, unsere ist doch groß genug für uns alle.“
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„Oder vielleicht weil die Betten dann größer sein müssen, wenn wir groß sind?“
„Neee“, hat da Lisa gesagt, den Kopf geschüttet und musste total lachen.
Und ich musste auch total lachen.
Am Abend habe ich dann Mama noch mal gefragt. Das ist so bei mir. Ich frage immer wieder, bis ich etwas verstehe. Und wenn ich es nicht verstanden habe, frage ich nochmal. Und immer so weiter.
Mama hat kurz zum Fenster hinausgeschaut, wo wir ein Stück vom Mond sehen konnten.
„Weißt du Mira“, hat sie dann gesagt, „du wolltest doch auch unbedingt selbst Fahrrad fahren lernen im Sommer, stimmts?“
„Ja.“
„Und du willst doch auch mal allein bei Lisa übernachten, oder? Und da sollen wir doch auch nicht dabei sein?“
„Ja, genau, wann darf ich? Ich will schon so laaaange.“
„Ja, du darfst ja auch bald, aber so war es bei mir auch mit dem Ausziehen bei Oma und Opa. Ich wollte selbst eine Wohnung haben und selbst Geld verdienen. Verstehst du das? So wie du selbst und allein Fahrrad fahren wolltest, ohne dass Papa oder ich den Lenker halten.
Da habe ich es verstanden.
„Ach so“, habe ich gesagt. „Das ist ja ganz einfach! Warum musstest du darüber so lange nachdenken, Mama?“
Da musste Mama lachen und hat mir einen „Gute-Nacht-Kuss“ gegeben.
„Schlaf gut, Mira! Papa kommt auch gleich noch.“
„Schlaf gut, Mama!“
Und dann kam noch Papa und hat auch Gute Nacht gesagt.
Das war dann heute.
Das war unsere erste Familiengeschichte. Wie hat sie euch gefallen?
Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns eure Meinung sagt.
Liebe Grüße
Andi
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Beziehung

Blogreihe Frustration in der Familie #3: Frustrationstoleranz

Frustration in der Familie als Blogreihe: Die eigenen Auslöser der Frustration in den letzten beiden Blogbeiträgen erkannt und gemanagt, wie kann ich die Frustration noch sehen? Als etwas Überwindbares oder einen Kompass, der mir zeigt, was mir und den anderen Menschen etwas im Leben bedeutet?
Tochter Mira ist sehr enttäuscht, dass die Eisdiele wegen Urlaub geschlossen hat, auch wenn das in den Augen der Eltern Alexandra und Michael „doch nicht so schlimm ist.“ „Ist es doch“ sagt Mira. Im Kindergarten hat sie heute das Spiel UNO verloren, das Essen war eklig und die Kindergartenfreundin, mit der sie am Nachmittag spielen wollte, ist krank.
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„Für Dich ist es schlimm“ sagen Alexandra und Michael. Mira, die vorher mit gesenktem Kopf da saß, schaut nach oben. „Du liebst Eis, sagt Michael und jetzt hat die Eisdiele zu. Wir machen am Wochenende einen Ausflug und gehen Eis essen.“

Sind Deine Lieben (oder Du selbst) frustriert, geht es doch eigentlich um diese Dinge

  • Eine Situation tritt ein und macht jemanden traurig oder wütend.
  • Andere „sehen“ diese Traurigkeit oder Wut (oder Du selbst siehst sie)
  • Was sagt die Situation über die Person? (was sie mag, was sie braucht, was ihr wichtig ist…)
  • Was hilft dem Menschen, damit klar zu kommen, ohne, dass er die Situtation mögen muss?

ideas4parents-frustration-frustrationstoleranz-tipps-familie-kinder-2.pngWas keiner braucht, wenn er frustriert ist:

  • Menschen, die einem sagen, dass es nicht so schlimm ist oder dass man nicht frustriert sein muss, denn man ist es doch bereits.
  • Selber dagegen ankämpfen und es nicht wahr haben wollen, denn es ist bereits so und ändert die Situation nicht.

Wie kann sich Mira aus der Situation vorwärts bewegen?

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So einfach es scheint, aus eigener Frustrationserfahrung ist es nicht immer so einfach. Aber, um bei diesem Eisbeispiel zu bleiben, wie könnnen Alexandra und Michael Mira vorleben, dass das Leben voller Möglichkeiten ist, selbst bei einem solchen einfachen, aus Sicht der Eltern trivialen Beispiel?

  • zur anderen Eisdiele gehen oder fahren
  • im Supermarkt Eis einkaufen
  • Wenn keine Zeit ist, an einem anderen Tag Eis essen planen
  • Eis selber machen
  • Alternative zum Eis finden, die vielleicht trotzdem riesen Protest auslösen wird, denn Miras Hirn will Eis!!!

Dann fängt das ganze Spiel von vorne an: „Du willst Eis und kannst Dir gerade nichts anderes vorstellen“ sagt Alexandra zu Mira. Aus Sicht der Eltern erscheint das vielleicht lächerlich, eine lange story über das Eis zu schaffen, aber nicht für Mira! So klein, unwichtig oder sogar dumm erscheint Eltern manches, was aber für Kinder in diesem Moment wahrscheinlich sehr wichtig ist. Alexandra und Michael gehen 6 Schritte:

Schritt #1

Spiele also Beobachter und Zuhörer:

Sei Dir bewusst, was andere oder Dich gerade so frustriert. Welches Bedürfnis oder welcher Wunsch wird nicht erfüllt?

Schritt #2

Warte mit Handeln und Sprechen ab:

Du willst etwas sagen oder tun? „Das ist doch nicht so schlimm. Mira kann sich doch nicht stressen wegen so einer Kleinigkeit, wie soll sie denn im Leben klar kommen?“ denkt Michael. Höre, was Du sagen willst und sage zunächst nichts. Spüre, dass Du handeln willst und handle zunächst nicht. Alexandra würde Mira am liebsten in den Fahrradanhänger sitzen, um die Situation zu beenden. Sie wollte einen ruhigen Nachmittag und jetzt dieses Drama wegen so etwas! Höre Deinen Impulsen einfach zu.

Schritt #3

Siehe den Impuls nachlassen.

Der Drang, zu reagieren, sich mitzuteilen, anderen aus Emotionalität Vorwürfe zu machen, wird aufhören. Der Impuls ist vergänglich, villeicht ist er 1-2 Minuten sehr stark, wird weniger und zieht vorüber.

Schritt #4

Ermuntere Dich selbst, zunächst nichts zu tun (Notfälle ausgenommen: Unfälle, Überschwemmungen…):

Du kannst Dich als Eltern doch nicht in der Beobachterrolle ausruhen, Du musst aktiv Dein Kind erziehen oder begleiten! Wenn der Gedanke kommt: „Darauf musst Du reagieren.“ kann auch der Gedanke kommen: „Das hast Du bei den letzten Malen auch gesagt, wir haben alle nur gestritten und jeder war gekränkt.“

Schritt #5

Konfrontiere Deine Erwartungen mit der Realität:

Deine Tochter sollte…, Dein Mann sollte… Du solltest…Die Realität ist aber gerade nicht so. Obwohl ich das weiß, halte ich manchmal daran fest…mit dem Ergebnis, dass ich frustriert bin. Realität ist die perfekte, einzigartige Unvollkommenheit an mir und an anderen.

Schritt #6

Handle empathisch und klar:

Dieser Haltung gehen diese Schritte voraus: Frustration annehmen, Handlungs- und Sprechimpulse beobachten und neu reagieren können. Überrasche Dich, welche Situationen Du damit in Dein Leben einlädst.
Soll ich alle 6 Schritte auf einmal gehen? Nein, weil es manchmal nicht funktioniert, alles auf einmal zu ändern.Was mir hilft, ist die Ausrichtung auf eine Sache, sagen wir für einen Monat oder auch länger. Ich konzentriere mich einfach darauf, abzuwarten und zu beobachten, was bei mir und beim anderen gerade passiert. Interessanterweise findet sich daraus ein eigener neuer Weg, der natürlich von diesen 6 Schritten abweichen kann. Was die Wege alle verbindet, ist die andere innere Haltung, aus der ich handeln kann. Was hilft, in die Beobachterrolle zu schlüpfen? Langsamer atmen oder den Atem zu zählen…Mir hilft einfach auszuatmen.
Was so einfach? Ja, so einfach! Lösungen sind oft so einfach, wenn auch nicht immer leicht umzusetzen oder doch?
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„Gila, warum bist Du so entspannt?“ werde ich manchmal gefragt. Ich weiß in dem Moment, dass ich es nicht bin, warte ab und deswegen kann ich manchmal entspannter als vorher reagieren 😉
Wie lernst Du Frustration in der Familie lieben? Ideen sind willkommen.
Bis bald,
Gila
 

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Beziehung

Blogreihe Frustration in der Familie #2: Frustrationsmanagement

Frustration lauert überall in der Familie. Was mich und auch andere im Alltag reizt, habe ich im letzten Blogbeitrag „Blogreihe Frustration in der Familie (1) Deine Auslöser“ beschrieben. Wie kann ich meine Frustration im Alltag gelassen steuern? Zunächst interessiert mich, was mir die Frustration überhaupt sagen will.

Was sagt mir Frustration als Mama?

  • Was ich brauche und was die anderen brauchen
  • Welche Wünsche ich habe und welche Wünsche die anderen haben
  • Von welchen Erwartungen ich mich verabschieden mag: 100% (Zuverlässig) sein…
  • Was ich selbst ändern kann

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Manage die Frustation (über die Auslöser liest Du im Beitrag „Deine Auslöser“)

Frustration zu managen bedeutet für mich zwei Dinge:
1.Seine eigenen wunden Stellen zu kennen und vermeiden, wenn sie zu vermeiden sind
2.Frustration als unvermeidbaren Teil im Leben annehmen und als Kompass für das eigene Leben verstehen (Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen, Veränderungspotential)

Ideen zum Vermeiden und Managen der Frustration

Die Aktionen bei Frustration

  • Pflege Deine Eigenständigkeit: Setze Ziele oder beschäftige Dich mit etwas, was Du magst. Wenn Dir etwas selbst wichtig ist, den anderen aber nicht leicht von der Hand geht, mache es selbst und bitte dort um Hilfe, wo Du sie erhoffen kannst.
  • Einfach machen: Eine Aktion machen, die etwas mit eigenen Zielen, Bedürfnissen oder mit Dingen, die man gerne macht, zu tun hat: Mit Kindern durch die Wohnung tanzen, ein Buch lesen, das man selbst toll findet, mit Musik experimentieren…
  • Verbinde Dich mit Deinem Körper oder/und der Natur: Basketball im Park, Tanzen, Kampfsport, Yoga, Natur- oder Stadtspaziergänge, Konzentration auf Deine Atmung – was am besten zu Dir passt.ideas4parents-frustration-reaktion-familie-kinder-2.png
  • One thing at a time: Mama Alexandra sagt zur Tochter Mira: Räume bitte Dein Zimmer auf, dann holst Du die Puppen aus dem Bett und wenn Du fertig bist, kannst Du Oma anrufen…Effektiv oder, aber auch einfach too much und frustrierend für alle.
  • Die lieben Verallgemeinerungen: „Nie hörst Du zu!“ behauptet Alexandra, als ihr Partner Michael gerade nicht zugehört hat.
  • Anstrengung der Kinder anerkennen und geduldig eigenen Weg finden lassen statt Handlungsanweisung geben: „Nein! So nicht, Du musst es so machen“ sagt Papa Michael frustriert zur Tochter Mira oder er beobachtet, wie sie es selbst herausfindet. Oder er schlägt vor, dass er es jetzt übernimmt, weil wenig Zeit ist, und Mira es am Wochenende selbst ausprobieren kann.
  • Minimiere Unterbrechungen, wenn sie Dich frustrieren: Schalte zeitweise Dein Telefon ab. Arbeite nicht neben den Kindern, ziehe Dich soweit wie möglich zurück.
  • Beeinflusse, was Du tust: Deine Reaktion ist steuerbar, das Verhalten anderer nicht.

Die eigene Einstellung zur Frustration

  • Nehme Deine Schwäche/Grenze und die der anderen an: (Unpünktlichkeit, Unordentlichkeit, kreatives Chaos…) Bringe unpünktliche Freunde nicht in die Verlegenheit, pünktlich zu kommen, sie werden es wahrscheinlich nicht sein, und Du bist frustriert. Erwarte keine Zen Wohnung wenn Du im kreativen Chaos lebst oder mache Dir die Umgebung so zu nutze, dass Ordnung für Dich machbarer ist: geschlossene Schränke, Ecken, die das Chaos nicht berührt…)
  • Sei perfekt unvollkommen und lasse die anderen perfekt unperfekt sein: Menschen handeln nicht immer konsequent, nicht immer gleichbleibend und nicht immer vorhersehbar, aber einzigartig.
  • Sehe den Auslöser für Frustration als das, was er ist: ein Denk- oder Verhaltensmuster. Sei für Dich da, bevor Du auf den Auslöser reagierst. Was brauchst Du tatsächlich? Sicherheit, mehr Abwechslung, Raum für Dich, Verbindung zu anderen, Deine Weiterentwicklung oder willst Du Dich noch anders im Leben einbringen und findest gerade noch keine Zeit dazu?

Meine zwei kurzen Fragen in Beziehung zur Frustration:

  1. Was brauchen wir (die anderen und ich)?
  2. ideas4parents-frustration-reaktion-familie-kinder-3.pngWas tue ich dafür?

Viel Erfolg beim Managen der Frustration! Im nächsten Beitrag geht es darum, Frustration lieben zu lernen.
Bis bald,
Gila